Andrea Grützner
– Erbgericht –

Andrea Grützner (*1984) wurde im sächsischen Pirna geboren und lebt heute in Berlin.
Ihr Masterstudium der Fotografie schloss sie 2014 an der Fachhochschule Bielefeld ab. 2016 wurde sie zum Foam Talent gewählt, 2017 erhielt sie den ING Unseen Talent Award und 2020 gewann sie den Stiftungspreis Fotokunst. 2018 wurde Andrea Grützner von der Stiftung Bauhaus Dessau zum Bauhaus Residenz Programm eingeladen. Sie ist Mitglied des Kollektivs APPARAT und in verschiedenen Lehrinstituten als Dozentin für Fotografie tätig. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Wahrnehmung von Räumen und betrachtet diese aus einem kontextuellen und zugleich visuellen Blickwinkel. Ihre architektonische und emotionale Fotografie oszilliert zwischen dem Vertrauten und Unbekannten, zwischen Realismus und Illusion oder Abstraktion.

Die Reihe Erbgericht entstand aus meiner Hingabe für ein Gebäude, das in der ehemaligen DDR gebaut wurde, genauer gesagt in meinem Heimatdorf.
Es ist zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt für die ländliche Gemeinschaft geworden, da es nacheinander fünf politische Systeme überdauert hat: das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus, den Kommunismus und das heute vereinte Deutschland. In meinen Fotografien werden die Wanddekors, die unterschiedlichen Baumaterialien und Möbel zu Zeugen einer faszinierenden Überlagerung von verschiedenen Schichten der deutschen Geschichte. Die sehr persönlichen Geschichten der Dorfbewohner tauchen den Ort in verschiedene Stimmungen, denen ich mit lebendigen Farbtönen Ausdruck verleihe. Die Schatten als unvollkommene Repräsentanten oder Spuren eines Objektes sind für mich eng mit der Fotografie und der Erinnerung verbunden: Sie zeigen ein verzerrtes Abbild der Realität.

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